Geschichte

Bereits in den 90er Jahren begann ich fast alles zu sammeln, was mit Jägermeister zu tun hat. Alte Werbeartikel, Flaschen, Geschichten… Je älter die Fundstücke sind, umso besser. Diese Sammelleidenschaft basiert nicht auf dem exzessiven Konsum der Hochsitz-Cola, sondern eher darauf, dass die Werbegeschichte von Jägermeister teilweise sehr skurril, aber auch sehr interessant ist. Zudem ist die Farbe Orange einfach die schönste Farbe auf der Welt.

Als junger Designstudent kam ich aus dem wundervollen Oberfranken nach Mainz und machte die Landeshauptstadt zu meiner neuen Heimat. Als Wahlmainzer bin ich ein großer Freund der Kneipenfastnacht und so lag es nahe, das Hobby mit der Fastnacht zu verbinden. Und so begannen ich meine Verkleidungen stets unter das Motto „Jägermeister“ zu stellen. So wurde ich über Jahre zur Fastnachtszeit als „der Jägermeister“ bekannt. Die Bekanntheit hat auch etwas damit zu tun, das ich mit einer Körpergröße von 2,04m nicht gerade zu den unauffälligen Zeitgenossen gehöre.

Fassenacht im Eisgrub

Anfangs noch wild zusammengewürfelt wurden die Verkleidungen von Jahr zu Jahr professioneller. So kam es zum Beispiel zur Persiflage des zu Fassenacht beliebten Themas „Top Gun“. Ein orange umgefärbter Overall wurde zum Fliegeroverall mit vielen Jägermeister Details.

Jägermeister Top gun Kostüm

Uniformen sind schick und die Verkleidungen wurden immer mehr zur Uniform – auch wenn natürlich kein anderer die selben Uniformen trug. So entstand die fiktive Armee „Jägermeister Force“. Vermutlich deshalb, weil ich meinen Wehrdienst bei der Luftwaffe abgeleistet habe und einige meiner damaligen Kameraden es schick fanden “German Air Force” auf ihre Uniform sticken zu lassen, obwohl das eigentlich nicht zur Uniform gehörte.

Jägerforce

2014 wurde die Sache weiter professioneller. Es entstand die erste “richtige” Uniform basierend auf einer Feuerwehruniform mit einer Schirmmütze der deutschen Luftwaffe. Die Epauletten (Schulterstücke) habe ich selbst aus Jägermeister Untersetzern gebastelt, auch die ganzen Orden waren Eigenproduktionen auf Basis alter DDR Orden.

Das war die Geburtsstunde der Jägergarde, auch wenn ich sie erst ab der Kampagne 2015 so nannte. Mir gefällt die Tradition der Fastnachtsgarden, die prunkvollen Uniformen. Aber ich bin aber nicht der Typ, der sich einer Garde anschließt. Da fehlt mir ein Stück Individualität. Mich Hierarchien unterzuordnen, Bürokratie, Vereinsmeierei, darauf hatte ich schlichtweg keine Lust. Deshalb war von Anfang an klar: Es wird kein zweites Mitglied in der Jägergarde geben. Der erste und heiligste Gardebeschluss wurde gefällt: Der absolute Aufnahmestopp.

Parallel fing ich 2014 an, meine eigenen Orden zu verteilen. Damals waren das selbst gebastelte Orden, basierend auf alten, unbenutzten DDR Orden, an die ich Jägermeister Schlüsselanhänger hängte. Die Anfrage an Jägermeister verlief damals zunächst negativ, da könnte ja jeder kommen und 50 Schlüsselanhänger fordern. Kurz darauf ein zweites E-Mail mit der Entschuldigung. Man habe nicht registriert, wer da anfragt und selbstverständlich bekam ich die Schlüsselanhänger frei Haus.

Auch wenn es jetzt eine Jägergarde gab, sie wurde nicht als Garde wahrgenommen. Ich wurde begrüßt mit “Herr General” oder weiterhin als “der Jägermeister”. Die logische Konsequenz: Eine “richtige” Gardeuniform musste her!

Im Herbst 2015 besuchte ich die Firma Jägermeister in Wolfenbüttel. Die wissen schon lang von meiner Existenz, den ersten Kontakt hatten wir 2001 über meine Sammlung, als ich zusammen mit einem Kumpel & Sammlerkollegen das erste Mal ins Werk eingeladen wurde.

Werksbesuch

(Im alten Jägermeisterwerk, links Sammlerkollege “Hausmeister”, in der Mitte der damalige Vorstandsvorsitzende Dr. Hasso Kaempfe, rechts der heutige Generalfeldmarschall der Jägergarde)

Seit 2012 betreibe ich unter Hochsitz-Cola.de einen Blog zu meiner Sammlung und dadurch wurde der Kontakt intensiver. Bei meinem erneuten Besuch sprach ich mit den Verantwortlichen, ob sie zustimmen würden, dass ich den Jägermeisterschriftzug und das Logo verwenden dürfte für meine Uniform und ob sie mich dabei finanziell ein wenig unterstützen werden.

Haben wir noch nie gemacht, so etwas machen wir normal auch nicht. Aber bei Dir machen wir einmal eine Ausnahme.” Ich fuhr direkt zu einem Uniformhaus und lies mich beraten. Absichtlich zu keinem Uniformenschneider, der auch für die anderen Garden in Mainz arbeitet. Ich wollte keine Mainzer Uniform 1:1 kopieren. Das hätte nur böses Blut gegeben. Schließlich hört bei der Fastnacht der Spaß auf.

Die Uniform der Jägergarde hat aber keine wirkliche historische Herleitung. Es ist eine reine Phantasieuniform basierend auf Uniformen im Stil des 18. Jahrhunderts in den Farben der Marke Jägermeister.

Ende des Jahres 2015 meldete ich mich eher aus Blödsinn zum Neujahresumzug 2016 an. Und ich bekam wider Erwarten eine Zugnummer erteilt. Als dem MCV dann auffiel, dass ich mich nur mit einer Person angemeldet hatte, kam ein Anruf, bei dem ich gefragt wurde, ob ich nicht noch ein paar Mitgardisten überreden könne, daran teilzunehmen. Als ich antwortete, dass ich das gerne tun würde, aber es keine anderen gäbe, lachte sich mein Gesprächspartner halb kaputt und meinte, nun habe er mir eine Zugnummer gegeben, dann soll ich auch mitlaufen. Das war der erste öffentliche Auftritt der Jägergarde.

Neujahresumzug der Garden 2016

Aufgrund eines Kommentars auf Mainz& wurde Gisela Kirstein von Mainz& auf „uns“ aufmerksam und brachte den ersten Bericht. Das war der Fuß in der Tür für weitere Berichte. Es folgten die Allgemeine Zeitung Mainz und zwei Berichte in der Landesschau Rheinland-Pfalz des SWR. Es war ein Fakt geschaffen.

Direkt im Anschluss an den Neujahresumzug 2016 kam die erste Anfrage für eine Eskorte von der Jokusgarde Kastel. Es sollten noch viele Eskorten folgen, auf kleinen und auf großen Bühnen. Denn etwas sollte jedem klar sein: Die Fastnacht lebt von ihren vielen Facetten. Und jede Veranstaltung hat seinen Reiz, egal, wie groß sie ist. Und je bunter eine Bühne beim Einmarsch und dem Finale ist, desto schöner das Bild.

“Wir” hatten damals noch wirklich wenig Ahnung von der Gardefastnacht. Es war sozusagen der Sprung ins kalte Wasser. Aber nach und nach fanden „wir“ „unseren“ Weg, eine neue Facette in die Mainzer Fastnacht zu etablieren. Deshalb sind „wir“ all jenen Wegbegleitern sehr dankbar, die „uns“ begleitet haben, Tipps gegeben haben, aber auch einmal zurechtgewiesen haben.

Es folgten zunächst nur vereinzelte Einladungen zu den Empfängen der Mainzer Garden und Vereine. Von Jahr zu Jahr mehr. Und einige fingen an zu witzeln, wann denn der Ordensempfang der Jägergarde wäre. Dass “wir” einen Ordensempfang machen würden, konnte sich keiner vorstellen. Und genau deswegen veranstalteten “wir” 2018 den ersten eigenen Ordensempfang. Nicht nur wegen dem Gag, sondern auch, um etwas zurückzugeben an die anderen Garden und Vereine.

Glücklicherweise konnten „wir“ Jägermeister als Sponsor gewinnen. Die Orden wurden professioneller, die Anzahl musste zwangsweise auch steigen. Wobei der Jägergarde Orden nicht so inflationär vergeben wird. Er soll immer etwas Besonderes bleiben.

Inzwischen ist die Jägergarde ein fester Bestandteil der Mainzer Fastnacht, 2020 nahm sie das erste Mal am Rosenmontagsumzug teil.

Auch standen „wir“ 2020 auf persönliche Einladung das erste Mal bei der Fastnachtsposse mit auf der Bühne. Auch die gehört neben der Saalfastnacht und der Straßenfastnacht zu den Eckpfeilern der der Mainzer Fastnacht.

Oft nahmen “wir” die Vergaberichtlinien des Mainzer Stadtordens auf die Schippe. Schließlich muss man von einem anderen Mitglied der Garde/Vereins vorgeschlagen werden. Eine eindeutige Diskriminierung von Ein-Mann-Garden. Ende 2021 startete tatsächlich eine Unterschriftensammlung mit einem Fastnachtsbegehren, dass “unser” Generalfeldmarschall einen Stadtorden bekommen sollte. Unterschrieben hat ein Who is Who der Mainzer Fastnacht, so dass OB Michael Ebling nicht drum rum kam, “unserem” Generalfeldmarschall beim Ordensempfang 2022 den Stadtorden zu verleihen.

Somit ist die Meenzer Jägergarde die einzige Garde in Mainz, bei der alle Mitglieder einen Mainzer Stadtorden tragen.

Was jetzt noch kommen kann? Wir werden es sehen…